SIDUX W32Codecs: Der Treibstoff, ohne den Multimedia nicht läuft
Ob Sidux oder diverse andere Linux-Installationen: Aus lizenzrechtlichen Gründen beinhalten die frisch installierten Systeme in der Regel kaum Multimediafähigkeiten. Nicht einmal mp3 lässt sich ohne Weiteres abspielen.
Sidux W32Codecs laufen heute unter Aptosid und anderen Linux-Installationen
Wenn Sie jetzt nicht sofort wissen, wer oder was Sidux ist, ist das keine Schande. Es handelt sich dabei um eine eigentlich bereits überholte Linux-Distribution. Bis 2009 war sie unter dem Namen Sidux durchaus in Fachkreisen bekannt, doch seit der Umbenennung in Aptosid hört man die Bezeichnung eher selten. Diese spezielle Linux-Distribution war für Desktop- und Notebook-Computer konzipiert und baute auf Debian unstable auf. Als nichtkommerzielle Live-Installation direkt von CD legte Sidux schon immer besonderen Wert auf die Systemgeschwindigkeit, ohne dabei die Kompatibilität zu Unstable zu vernachlässigen.
Vereinfacht gesagt, können Sie mit Sidux bzw. Aptosid alle Debian-Entwicklungen verwenden. Lediglich die Hardware sollte einigermaßen aktuell sein, da ältere Prozessoren den Befehlssatz nicht vollständig unterstützen, der für Sidux bzw. Aptosid erforderlich ist. Sidux steht dabei eigentlich für „still in development“ als Unix-Variante. Das Konzept war stets für solche Nutzer interessant, die immer eine möglichst aktuelle Distribution zur Verfügung haben wollten. Dies ging jedoch auf Kosten der Systemstabilität.
Multimedia unter Sidux: W32Codecs lösen das Problem
Ob nun Sidux, Ubunto oder andere Open-Source-Betriebssysteme; an Multimediafähigkeiten mangelt es fast immer. Das liegt daran, dass die üblichen Codecs, die für das Abspielen von mp3 oder WMA-Formaten an PCs benötigt werden, aus lizenzrechtlichen Gründen nicht mit der Installation ausgerollt werden dürfen. Möchten Sie also insbesondere Windows-Formate am PC unter Sidux oder Kubuntu abspielen, ist die zusätzliche Installation entsprechender Codecs notwendig.
Die W32 Codecs gelten seit jeher als Standardwahl für die Verwendung der Windows-kompatiblen Formate für Audio und Video. Obwohl sie mittlerweile in der Community als deutlich überholt gelten, sind sie für einige Systeme noch immer alternativlos. Das Problem ist eher, die älteren Sidux W32 Codecs auf einem neueren Ubuntu zu installieren.
Die Installation von Sidux W32Codecs können selbst Laien bewerkstelligen
Im Internet findet man diverse Lösungsansätze dafür. Man kann also beispielsweise auf eine der vielen Ubuntu-Plattformen gehen und in einem Forum den betreffenden Link suchen, der zu den W32 Codecs führt. Allerdings reicht das in der Regel nicht, denn je nach installiertem System ist für die Lauffähigkeit des Pakets eine Ubuntu-Paketdatenbank notwendig.
Der Grund, warum das alles so umständlich ist, liegt auf der Hand – die rechtliche Situation verbietet es, die Ubuntu-Systeme direkt mit allen Codecs auszustatten. Aber keine Panik: Selbst Anfänger sind in der Lage, ein W32 Codec oder andere Pakete zu installieren. Hierzu muss man die Paketverwaltung aufrufen, unter Ubuntu geht das über Gnome. Eine entsprechende Liste von Paketen, darunter diverse Gstreamer Plugins, findet man auf den einschlägigen Wiki-Seiten.
Als Beispiel listen wir hier die benötigten Pakete für GNOME auf:
- libxvidcore4
- gstreamer0.10-plugins-base
- gstreamer0.10-plugins-good
- gstreamer0.10-plugins-ugly
- gstreamer0.10-plugins-ugly-multiverse
- gstreamer0.10-plugins-bad
- gstreamer0.10-plugins-bad-multiverse
- gstreamer0.10-ffmpeg
- gstreamer0.10-gl
- gstreamer0.10-pitfdll
- libquicktime0 (funktionsfähig bis Kubuntu 7.04)
- libquicktime1 (funktionsfähig ab V 7.10)
- libxine-extracodecs (funktionsfähig bis V 7.04)
- libxine1-plugins (funktionsfähig ab V 7.10)
Wenn diese Plugins installiert sind, kann man das Paket W32 Codecs installieren und anschließend gängige Multimedia-Formate wie WMV abspielen. Eine Quelle für das Paket ist beispielsweise http://www.debian-multimedia.org/pool/main/w/w32codecs/
Kann man mit Sidux W32Codecs auch DVDs abspielen?
Wenn man unter Linux bzw. Ubuntu oder auch Sidux seine DVDs abspielen möchte, stößt man nicht nur auf technische Probleme. Selbst wenn alle erforderlichen Pakete und Codecs installiert wurden, gibt es ein kleines rechtliches Problem. Herkömmliche DVD-Player (und das gilt auch für entsprechende Abspielsoftware auf Computern) sind mit einem Schlüssel versehen, der das Abspielen von Inhalten ermöglicht, die mit dem Standard-Abspielschutz CSS versehen sind. Aus rechtlicher Sicht sehen viele Experten darin eine Art Kopierschutz, die nicht so ohne Weiteres umgangen werden darf.
Kommerzielle Abspielgeräte und Software verfügen über entsprechende Lizenzen – und das ist bei Open-Source-Lösungen in der Regel nicht der Fall. Eine Film-DVD kann man daher nicht „ab Werk“ auf einem Linux-System (auch nicht auf Sidux mit W32 Codecs) abspielen. Das bedeutet nicht, dass es keine technischen Lösungen für das Problem gibt, denn mit dem Paket libdvdcss2 kann man CSS-codierte DVDs problemlos entschlüsseln. Für legal erworbene DVDs mag das in der Regel kein Problem sein. Doch gerade in Deutschland ist unter Juristen die Frage ungeklärt, ob es sich bei CSS nun um eine sogenannte „wirksame technische Maßnahme“ handelt, die vom UrhG geschützt ist. Sollte sich herausstellen, dass die Gerichte dies so sehen, dann wäre die Verwendung dieser CSS-Umgehung schlicht illegal.
Von daher können wir nicht wirklich zur Nutzung dieses Pakets raten und erklären auch nicht, wie man es installiert. Doch es gibt natürlich auch eine vollkommen legale Methode, DVDs abzuspielen. Ein kommerzielles Abspielprogramm, das mit allen erforderlichen Lizenzen versehen ist, ist beispielsweise LinDVD. Der Haken dabei ist jedoch, dass es eigentlich nur zusammen mit einer entsprechenden Hardware (z. B. Grafikkarte) verkauft werden darf. Der Einsatz der Software an sich macht das Ansehen von DVDs auf Linux jedoch problemlos möglich und ist auch legal.
Fazit: Sidux W32Codecs sind für viele Multimedia-Formate unersetzlich
Auch wenn Sidux inzwischen schon einige Jahre nicht mehr unter diesem Namen erhältlich ist, verwenden immer wieder neue User Derivate dieses Betriebssystems bzw. seines Nachfolgers Aptosid. Ohne die nachträgliche Installation von Codecpaketen wie W32 Codecs ist das Abspielen von Multimediainhalten für Windows und vieles mehr nicht möglich. Wer seine DVDs unter Linux ansehen will, muss die Multimediafähigkeiten seines Systems besonders gewitzt erweitern, denn legale Möglichkeiten hierzu sind aufgrund der ungeklärten Rechtslage rar. Immerhin kann man mit LinDVD eine legale Methode nutzen – sofern man die Software zusammen mit Hardware erwirbt. Ein Tipp: Manche Anbieter „verkaufen“ defekte Hardware, um LinDVD im Bundle verfügbar zu machen.
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