AVI Kompression: Videokompression im AVI verstehen

Wer sich erstmals mit der Videobearbeitung am Computer beschäftigt, lernt schnell die Vorteile der digitalen und nichtlinearen Schnittprogramme kennen. Die AVI Kompression ist eine davon. Doch spätestens beim Importieren und Exportieren von Videos stellt sich jedoch die Gretchenfrage nach dem richtigen Format.

Welches Format darf es denn sein?

Schon bei der analogen Videobearbeitung musste man sich früher zwischen den Formaten entscheiden. Allerdings fiel die Wahl zwischen VHS, Betamax und Video 2000 in der Regel nicht schwer – man verwendete das Format, das man persönlich bevorzugte. Mit dem Aufkommen digitaler Kameras wuchs jedoch auch die Zahl der Formate sprunghaft an. Das Hauptproblem bei der Verarbeitung digitaler Daten ist die Dateigröße. Während man für Texte keine sonderlich großen Dateien benötigt, steigt der Platzbedarf auf dem Datenträger bei Bildern, Tönen und Videos gewaltig an.

Vor der Einführung von Komprimierungsverfahren wie mp3 hat zum Beispiel kaum jemand Inhalte von CDs in digitaler Form auf dem Rechner gespeichert, da jeder Soundclip Unmengen an Speicherplatz benötigte. Bei Videos ist das alles noch sehr viel ausgeprägter. Im Internet fand man Videoinhalte zu Beginn so gut wie nie, weil das Herunterladen von wenigen Sekunden Videomaterial mit einem Modem Stunden dauern konnte.

Kompression ist das Zauberwort für kleine Dateigrößen

Die Kompression von Daten ist die Lösung. Dabei werden – vereinfacht gesagt – Inhalte, die mehrfach vorkommen, durch Platzhalter ersetzt. Bei einer reinen Textdatei würde das etwa so aussehen: Statt in einer Zeile „TTTTTT“ zu schreiben, kann man auch einfach „6T“ verwenden und somit den Speicherplatz um zwei Drittel verringern. So in etwa funktioniert die Kompression von Fotos, Videos und Sounddateien, wobei alle ihre eigenen Herausforderungen mit sich bringen. Denn Kompression reduziert nicht nur die Dateigröße, sondern prinzipiell auch Informationen wie etwa die Farbtiefe.

Infografik: Diese Video-Codecs stecken in den unterschiedlichen Videocontainern drin.
Infografik: Diese Video-Codecs stecken in den unterschiedlichen Videocontainern drin.

Je stärker die Kompression ausgeprägt ist, desto größer sind die Qualitätsverluste. Man spricht auch von verlustbehafteten Verfahren. Daher muss man als User immer die Abwägung treffen, die Balance zwischen gewünschter Qualität und Dateigröße zu finden. Der Computer bzw. Chip einer Kamera komprimiert die Dateien heutzutage meistens in Echtzeit. Hierfür kommen sogenannte Codecs zum Einsatz, deren Funktion im Namen versteckt ist. Sie kodieren bzw. dekodieren Medieninhalte und erzeugen Dateien in bestimmten Formaten, die dann weiterverarbeitet werden können. Bei Bildern ist JPEG sehr bekannt, bei Videos kennt man neben AVI vor allem MPEG und bei Sound ist MP3 mit seinen Abkömmlingen am verbreitetsten.

Die Qualität des Endergebnisses hängt unter anderem von verschiedenen Faktoren ab:

  • Qualität des Ausgangsmaterials (idealerweise unkomprimiert)
  • Format des Ausgangsmaterials (Dateigröße, Bildformat etc.)
  • verwendetes Codec
  • gewünschte Verwendung (z.B. zur Verbreitung im Internet auf Smartphones oder in höchster Qualität zur Anzeige auf einem 4K-Bildschirm)
  • gewünschte Kompatibilität mit anderen Geräten
  • Farbtiefe des Materials vor und nach der Kompression

AVI gab es schon vor dem Siegeszug der Kompression

AVI (Audio Video Interleave) ist nun ein sehr verbreitetes Videoformat, das von Microsoft bereits im Jahre 1992 vorgestellt wurde. Damals spielte die Kompression noch keine große Rolle, doch Sinn und Zweck von AVI war es in erster Linie, eine möglichst breite Kompatibilität zu gewährleisten. Ebenso wie MOV (besonders bei Apple-Nutzern verbreitet) ist AVI kein reines Komprimierungsverfahren, sondern vielmehr ein sogenanntes Containerformat, das die Verwendung unterschiedlicher Ausgangscodecs erlaubt. Man kann also ein MPEG-Video relativ problemlos in ein AVI-Format umwandeln. Doch was macht ein Containerformat so besonders? Neben den reinen Video- und Soundinformationen enthält ein Containerformat häufig Zusatzinformationen wie Untertitel, verschiedene Tonspuren in unterschiedlichen Sprachen und vieles mehr.

Wer nun aber glaubt, dass alle AVI-Dateien gleich sind, der täuscht sich. Denn leider gibt es immer wieder Kompatibilitätsprobleme insbesondere mit älteren AVI-Dateien, weil sich in ihnen recht exotische Videoformate verstecken können. Viele Hersteller von Digital- und Videokameras verwenden eigene Varianten des AVI-Formats, die nicht immer problemlos durch Konvertierungsprogramme zu erkennen sind. Ein Nachteil von AVI ist, dass moderne Zusatzfunktionen wie interaktive Menüs in der Regel nicht integriert werden können. Wer darauf Wert legt, muss auf andere Formate zurückgreifen.

Da AVI-Formate von vielen Kameraherstellern verwendet werden, ist das Ausgangsmaterial für die Videobearbeitung häufig als AVI-Datei verfügbar. Die meisten modernen Schnittprogramme können die Daten gängiger Kameramodelle problemlos importieren. Nach der Bearbeitung kann der Nutzer dann die AVI-Datei entweder im gleichen Format verlustfrei wieder auf einen Datenträger ausspielen oder zur weiteren Verbreitung (z.B. im Internet für mobile Datenübertragung) optimieren und neu komprimieren. Auch die Umwandlung von verschiedenen Formaten nach AVI und umgekehrt ist mit einer entsprechenden Software möglich.

Hersteller wie Apowersoft stellen im Netz kostenlose und kostenpflichtige Lösungen zur Verfügung, um AVI-Dateien zu erzeugen oder ggf. umzuwandeln. Besonders wenn man die Dateigröße verkleinern möchte, um ein Video im Internet hochzuladen, ist eine stärkere Kompression notwendig. Besonders beliebt ist das Verkleinern über ein MPEG Codec. Sehr bekannt ist unter den meisten Nutzern MPEG-2, das unter anderem als DVD-Format große Verbreitung erreicht hat.

Wer sich erstmals mit der Videobearbeitung am Computer beschäftigt, lernt schnell die Vorteile der digitalen und nichtlinearen Schnittprogramme kennen. Die AVI Kompression ist eine davon. (#01)
Wer sich erstmals mit der Videobearbeitung am Computer beschäftigt, lernt schnell die Vorteile der digitalen und nichtlinearen Schnittprogramme kennen. Die AVI Kompression ist eine davon. (#01)

Ausgangsmaterial sollte immer möglichst verlustfrei vorliegen

Wer seine Daten nicht über das Internet verbreiten möchte, sondern in möglichst guter Qualität (also verlustfrei) bearbeiten will, der wird in der Regel ein originales AVI-Format zum Einspielen des Videos, zur Nachbearbeitung und zum Ausspielen des Endergebnisses verwenden. Besonders dann, wenn später weitere Änderungen oder Bearbeitungen vorgenommen werden sollen, sollte man immer eine Kopie in möglichst guter Qualität besitzen. Denn bei jeder weiteren Bearbeitung und Neukomprimierung potenzieren sich die Qualitätsverluste. Hat man also eine AVI-Datei bereits stark komprimiert und bearbeitet diese komprimierte Datei erneut, um sie wiederum beim Export nochmals zu komprimieren, nimmt die Qualität rapide ab.

Besser ist es, immer eine Arbeitskopie zu behalten, die möglichst verlustfrei vorliegt. Auch wenn unkomprimierte AVI-Dateien sehr groß sind, sollte man den Qualitätsverlust bei der weiteren Kompression immer im Auge behalten. Früher war es relativ schwierig, die richtigen Einstellungen für die unterschiedlichen Videoformate herauszufinden, weil viele Formate untereinander nicht wirklich kompatibel waren. Probleme mit der Synchronisierung von Bild und Ton)oder andere Wiedergabefehler sind häufig auf Kompatibilitätsprobleme von Codecs zurückzuführen. Noch komplizierter wird es durch die Tatsache, dass Videobearbeitung keine exakte Wissenschaft ist.

Einstellungen, die auf dem einen Rechner problemlos funktionieren, können aufgrund unterschiedlicher Komponenten oder Konfigurationen der Betriebssysteme auf einem anderen Computer völlig anders ausfallen. Für die gängigsten Anforderungen haben die meisten Hersteller von Videobearbeitungs-Software mittlerweile einfache Default-Einstellungen vorgegeben. Man wählt das gewünschte Videoformat aus einem Menü aus und braucht nur noch die Parameter anzupassen, etwa: „Optimieren für Verwendung in Social Media auf Mobilgeräten“ oder „Full-HD-Auflösung für Wiedergabe auf TV-Geräten“ etc.

Fazit: AVI ist alt, aber nicht veraltet

AVI wird von vielen Nutzern oft stiefmütterlich behandelt, weil man die extremen Dateigrößen der unkomprimierten AVI-Dateien im Kopf hat. Nach der Komprimierung und ggf. der Umwandlung in gängige andere Formate sind AVI-Dateien aber nach wie vor sehr nützlich. Da AVI von vielen Kameraherstellern als Standard etabliert wurde, sollte man sich zumindest in Sachen verlustfreier Speicherung der Ausgangsdateien damit beschäftigen. Eine eventuelle Umwandlung von anderen Formaten nach AVI und umgekehrt ist mit entsprechender Software (z. B. von Apowersoft) auch für unerfahrene Nutzer möglich. Die Abwägung zwischen Verlusten bei der Komprimierung und Dateigrößen muss man aber vermutlich auch in Zukunft weiterhin selbst vornehmen.


Infografik: © Schwarzer.de
Bildnachweis: © Shutterstock-Titelbild: _PHILIPIMAGE   -#01:_PHILIPIMAGE